








Ort: Halle, Seebener Strasze
Leistung: 2-phasiger offener Realisierungswettbwerb
Auslober: Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle / Land Sachsen-Anhalt 2.Phase, 3. Rundgang „engere Wahl“
Landschaftsarchitektur: Büro Freiraumkonzepte Susan Richter, Peter Fibich
Visualisierung: © pebimages, Leipzig
WERK_BURG
Die Vervollständigung des städtischen Raumes südlich der Seebener Straße zählt durch das Schaffen von Raumkanten zu den Grundintensionen des Entwurfes. Es wurde ein Stadtbaustein verortet, der geprägt ist von mehreren Gebäuden, inneren Straßen, Gassen, Wegen, Plätzen, Sichtbezügen in das Ensemble hinein, durch ihn hindurch und aus ihm heraus. Die aufsteigenden räumlichen Begrenzungswände bilden in ihrer Geradlinigkeit dennoch den leichten Bogen der Straße über Versätze der Gebäude in der Nord-Süd-Ausrichtung und in der Verschiebung der Achsen in Ost-West ab. Das Bibliotheksgebäude, das sogenannte „weiße Haus“, für viele Studierendengenerationen prägend – bleibt nunmehr in der zweiten Reihe stehend – integraler Bestandteil des Ensembles und erzeugt gleichsam den Gebäuden am Neuwerk 7 Kontinuität. Seine Herstellung 1967, als Typenprojekt in Vorfertigung, steht identitätsstiftend für den Wandel der Ausbildung hin zu einer modernen Hochschule für Gestaltung und damit für eine ablesbare Zeitschicht.
Die Neubauten bauen auf das orthogonale Achssystem des weißen Hauses auf und erhalten über das Aneinanderreihen der damit entstandenen Riegel eine ganz eigenständige, werkartige und robuste Struktur. Durch das Verschieben der Baukörper werden die Volumina aufgelöst, Giebel treten hervor. Enge und Weite wird auf dem Areal erzeugt und darüber hinaus interessante Schatten entsprechend des Sonnenstandes gebildet, verstärkt durch die reliefartige Anordnung der Backsteine in Rautenform.
Die Fassade wird über das im 65 Grad Winkel stark geneigte Dach gezogen und bildet einen Teil der 5. Fassade, welche in den städtischen Raum wirkt und besonders von der Anhöhe im Süden erfahrbar ist.
An dem axialen Versatz der beiden straßenseitigen Gebäude wird der zentrale Zugang zur Werkstraße ausformuliert. Bewusst wird hier der Eingang der Galerie als Schaufenster betont. Die Galerie dient als Bindeglied und Vermittler in die Stadtgesellschaft hinein und spiegelt gleichermaßen die Arbeit der Burg wider.
Tor und Gasse führen in das Herzstück im Inneren, in die Werksstraße, als zentraler Treffpunkt und Verteiler in die unterschiedlichen Funktionsbereiche der an der Burg Studierenden und Lehrenden. Vergleichbar mit einer Straßenkreuzung, frequentieren alle diesen Ort. Die Gasse erweitert sich, wird zum Platz und verengt sich wieder, um weiter den Blick zur Landschaft im südlichen Bereiches des Areals frei zu geben und in diese zu gelangen.
Die Gebäudestruktur und ihre Materialität sind dem vorgefundenen Potential der zur Burg Giebichenstein gehörenden Unterburg, dem Campus Kunst gegenüber und dem „weißen Haus“ auf dem Gelände entnommen. Für den Entwurf standen die stark strukturierten Giebel Pate, wie auch deren Schaffensprozess, die Herstellung und Bearbeitung des Steins – das Handwerkliche. Dem „weißen Haus“ wurde, neben seinen Abmessungen, seine Prefabrication, die Fügung und sein Beton entnommen. Damit steht Handwerk und Industrie, welches eine große Rolle in der Geschichte der Ausbildung an der Burg spielt, auch für die Kontinuität des Vergangenen in das Neue. Dieser Zusammenhang ist immanent für den Werdegang der Studierenden an der Burg und findet im Neubau seine architektonische Entsprechung. Die Nordfenster in der Dachfläche als sichtbare Elemente im Stadtraum zeugen von dem inneren Zweck der Architektur.